Institution und Ideologie

Die Schule, wie sie heute existiert, ist eine Erfindung der bürgerlichen Gesellschaft; sie setzt bürgerliche Ideologie (Leistung, Konkurrenz, Disziplin, Beruf und Erfolg, sowie Freiheit, Sozialität, Gerechtigkeit etc.) noch fort, wo gesellschaftlich jede Bürgerlichkeit längst desavouiert ist. Eine Erfindung ist die Schule – und das kennzeichnet sie als modern, auch in Hinblick auf Staat und Ökonomie – als Institution.
In dieser Institution konkretisiert sich ein ganzes Arsenal von Dispositionen, wozu, neben der Architektur, dem Interieur, den Instrumenten etc., vor allem die Herstellung von be- bzw. verschulten Menschen gehört, und das sind »Schüler«, »Lehrer«, aber ebenso alle anderen im Schuldienst Involvierten (»Eltern«, Hausmeister, Sachbearbeiter, Putz-, Wach- und Kantinenpersonal etc.). Was die moderne Erfindung »Schule« nun von ihrem antiken Vorbild wesentlich unterscheidet, ist die Pädagogisierung (die einhergeht mit einer Psychologisierung) des Menschen.

Auszug aus dem Text ›Institution und Ideologie. Die Schule ist ein Übel, aber kein notwendiges Übel‹ [Winter / Frühjahr 2013].
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