Zur Kritik der Befreiung. Einige Bemerkungen zur Aktualität emanzipatorischer Politik

Auch wenn wir das Wort Emanzipation gemeinhin mit Befreiung übersetzen, so meint der Begriff doch wesentlich mehr, nämlich Freisetzung, Freilassung, Freisprechung und Verselbstständigung. Wenn schon Emanzipation als Befreiung definiert wird, dann also explizit im Sinne der Selbstbefreiung. Die Herkunft des Wortes ist nicht unwichtig; die Aktualität des kritischen Emanzipationsbegriffs kann nur aus der kritischen Begriffsgeschichte gewonnen werden: sie entfaltet sich schließlich aus dem kritischen Begriff der Geschichte. Ein kleiner Gewaltmarsch durch die Eiswüste der Abstraktion scheint nötig, um zum Konkreten zu gelangen, gerade wo neulinke Modetheorien auch den Emanzipationsbegriff mittlerweile bis zur postmodernen Unkenntlichkeit entstellt haben, so dass er schließlich nur noch als Minimalkonsensphrase wieder erkennbar ist. Für die kritische Theorie bleibt die Frage zentral, wovon und wofür emanzipiert wird. Emanzipation ist die praktische Selbstbefreiung des Menschen, oder sie tendiert zum Gegenteil, zur Vernichtung des Selbst.
[Auszug, Text von 2004, erschienen in der ›Jungle World›]

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