Wintersemester 2022 / 2023: Erziehung und Gesellschaft – Probleme und Herausforderungen
Wintersemester 2022/2023, Friedrich-Schiller-Universität Jena. Erziehung ist auch dort, wo sie im »Privaten« geschützt als Familienzusammenhang (Eltern-Kind) verhandelt wird, ein soziales Verhältnis; sie ist von den gesellschaftlichen Verkehrsformen abhängig und bestätigt, sichert und reproduziert diese gleichzeitig. Als ihre Bedingung ist Gesellschaft zugleich also eine »Grenze« der Erziehung, wie es Siegfried Bernfeld vor fast einhundert Jahren herausgearbeitet hat. Das wäre …
Humanismus und Terror
Bruno Chaouat, ›Ist Theorie gut für die Juden? Das fatale Erbe französischen Denkens‹, aus dem Englischen von Christoph Hesse, Edition Tiamat (Critica Diabolis 325): Berlin 2024, 440 S. brosch. (6)
Die Emanzipation des Elends und das Elend mit der Emanzipation
Daniel Burghardt, ›Elend und Emanzipation. Über die Politisierung des Leidens‹, Psychosozial-Verlag: Gießen 2024, 146 S., brosch. (3)
Ausgang aus der Unmüdigkeit
Jens Balzer, ›After Woke‹, (Reihe: Fröhliche Wissenschaft Bd. 240) Matthes & Seitz: Berlin 2024, 105 S., brosch. (31)
Die Ungleichzeitigkeit des realen Humanismus
Konrad Lotter, ›Realer Humanismus. Eine geschichtliche Betrachtung‹, Mangroven Verlag: Kassel 2024, 270 S. brosch. (13)
Geist der Utopie, 1918
Anfang der Neunzehnhundertneunziger war ich in Amerika, den Vereinigten Staaten, genauer: in der Republik Kalifornien, in Berkeley, gleich bei San Franzisco, die schöne Pazifikstadt, die über die Bay Bridge leicht zu erreichen war (oder unterirdisch mit der BART). Hier schien die Sonne, manchmal so heiß, dass die unüberlegt mit Eukalyptusbäumen bepflanzten Hügel Feuer fingen. […] (15)
Kultur ist Aneignung (und Aneignung ist Kultur)
Ich bekomme das Buch erst jetzt in die Hände – ein Exemplar der 4. Auflage. In jedem Fall: ein kluges, notwendiges Buch. Warum? – Dazu erst einmal provisorisch: In der ›Jungle World‹ hat Konstantin Nowotny geschrieben: »Ist Ethnokitsch von Dreadlocks bis Räucherstäbchen also am Ende eine Technik der Wiedergutwerdung – und deswegen gerade bei Rechten und denen, die …
Zigarettenfabrik
Irgendwann Anfang der neunziger Jahre, zwischen Blumfelds »Ich-Maschine« und »L’Etat et moi«, wurde der Begriff der Hamburger Schule geprägt, jener pop-politischer Arbeitszusammenhang, der journalistisch gerne auf eine musikalische post-punk Attitüde verkürzt wurde, obwohl er gemeint war als kulturelle Reflexion auf eine soziale Situation der großdeutschen Wendezeit, deren Hauptstadt Rostock-Lichtenhagen heißt. »Etwas besseres als die Nation« war die Parole des an die französische Revolution angelehnten Wohlfahrtsausschusses, der in antifaschistischer Absicht diskutierend und konzertierend durch neue Bundesländer tourte. Blumfeld ließ damals einen großen Chor einer Notlösung zwischen Pop- und Restlinke singen: »Und davon handeln wir«.