Die Schallplattenhülle: Formen von Abbild und Warenfetisch im imaginären Konzertsaal
Den jüngeren Erfindungen ist erst im Zuge ihrer ökonomischen Verwertbarkeit ein ästhetischer Mehrwert hinzugetreten. Der Einsatz moderner Werkstoffe — vor allem Kunststoff — nahm von den technischen Geräten die Spur der Gebrauchsschönheit: an Kameras oder dem Automobil ist es leicht nachzuvollziehen, welcher Unterschied zwischen den alten Materialien und dem neuen Spritzgußplastik steckt. (Jazzthetik 1997)
Drei Anmerkungen zur Poplinken – Maxiversion
Was unter dem Vorzeichen, dass es keine Linke mehr gäbe, ›links‹ zu Beginn des nächsten Jahrhunderts bedeuten könnte, erzwingt die Frage nach der Zerfallsgeschichte der Linken im 20. Jahrhundert. Was die Linke im 20. Jahrhundert erreicht – oder besser nicht erreicht – hat, verlangt mehr als die geübte Selbstkritik an politischen Strategiefehlern. Dass die Revolution nicht stattfand, lag nicht an der mangelnden Mobilisierung oder an den falschen Parolen. (HH19/2000)
Aus dem Paralleluniversum des Progressivrock
Den meisten Hörern bedeutet die Gruppe Yes heute nicht mehr als ein Kuriosum. Einst als Superband des Progressivrock angesehen, werden sie heute hauptsächlich noch als Produzenten schrecklichen Kitsches erinnert – oder als begnadete Virtuosen.
Die Jazzmaschine spielt Samba
Der Philosoph Eduardo Silva über die doppelte Kulturindustrie Brasiliens und die Unterschiede zur deutschen Popgesellschaft
Form und Inhalt sind zu unterscheiden: Formal ist Brasilien zum Beispiel von der Kulturindustrie der USA abhängig, aber inhaltlich zeigt sich eine eigenständige, wenn auch heterogene Kultur. Zunächst hat Brasilien, durch seine besondere Kolonialgeschichte, keine klassische bürgerliche Hochkultur, sondern eine traditionelle plurale Kultur – die sich aus europäischen, indianischen und afrikanischen Einflüssen zusammensetzt. Diese im Alltagsleben verankerte Kultur hat mittlerweile auch eine Industrie, weshalb von einer doppelten Kulturindustrie in Brasilien gesprochen werden kann: Eine industrielle westliche Mainstream-Kultur und der Versuch, das Traditionelle Brasiliens ökonomisch zu kulturindustriell geschehen ist, in Brasilien mit Chorinho oder Samba, der Musik aus den Armenvierteln, passierte. Deshalb, so meine ich, ergibt sich von Brasiliens Massenkultur aus ein anderer Blick auf die Kulturindustriethese der Kritischen Theorie.
Anmerkungen zum Wetter
»Alle reden vom Wetter, wir nicht!« Dass sich ausgerechnet die Bahn diesen Spruch einmal als Werbeslogan aussuchte, kommt nicht von ungefähr: seit ihrer Erfindung im 19. Jahrhundert gilt die Eisenbahn als das Symbol des Fortschritts schlechthin, und der Fortschritt soll eben vom Wetter unabhängig sein. Umgekehrt kennt das Wetter keinen Fortschritt, keine geschichtliche Progression, sondern nur den Wechsel, die Wiederkehr der Jahreszeiten, den Umschwung, das Klima und die Temperatur, festgelegt in Zonen. (Freibaduniversität 4. Juli 2008)
Notiz zu Tropicália
Zwischen 1945 und 1964 erlebt Brasilien eine ungeheure Phase der Modernisierung: die Idee des Fortschritts und des neuen Menschen setzt sich in allen Bereichen der Gesellschaft durch, vor allem in der Kultur – die Bossa Nova ist die Neue Welle, die nicht nur in der Musik zu hören ist, sondern ebenso in der Architektur, in der Literatur und …