Suse Bauer /
Lazy Poet Read A Book /
Galerie Conradi
Suse Bauer: Lazy Poet Read A Book
27.3.–9.5.2015
Führung durch die Ausstellung: 8. April 2015, 18.00 bis 19.00 Uhr.
mit:
Kai-Peter Suchowa & Roger Behrens
Galerie Conradi
Admiralitätstr. 71
20459 Hamburg
Link: Galerie Conradi.
Link: Suse Bauer.
Text von der Galerie Conradi-Seite:
Die Galerie Conradi freut sich mit Lazy Poet Read A Book neue Arbeiten von Suse Bauer zu präsentieren, die ihre Auseinandersetzung mit Bildträger und Komposition neu verhandeln.
Münzen, Stanzreste, Nägel oder zu Würmern gerollte Keramiken bilden in der Ausstellung eine subjektive Sammlung deren Ursprung genauso das Atelier, wie ein persönliches Interesse für Anthropologie und eine Vergewisserung über die Geschichte sein kann. Auf fünf großformatigen, monochrom grundierten Leinwänden mit metallischer Rückseite sind sie gemeinsam mit Bildern und Bildfragmenten durch Magnete fixiert und arrangiert. Diese verschiedenen Elemente bilden ein temporäres Gefüge, stehen in enger oder entfernter Nachbarschaft zueinander und lesen sich als Bildvorschlag der Künstlerin an den Betrachter. Die Keramikobjekte tragen die Spuren des manuellen Fertigungsprozesses und sind als Fragmente herausgelöst aus dem physischen Zusammenhang des Ateliers, wo sie als Handwerkszeug oder Spur von Arbeit kontextualisiert waren. Die bemalten Leinwandfragmente, sowie die auf Papier gedruckten Monotypien – ein Druckverfahren zum einmaligen Gebrauch, bei dem das Druckerzeugnis Unikat bleibt – doppeln als Bildflächen die der Leinwand, sodass diese damit nur als farbiger Hintergrund dient.
Wie schon in früheren Arbeiten, tauchen wiederholt ähnliche Gegenstände in den Arrangements auf und funktionieren im jeweiligen Bildkontext auf verschiedene Weise. Doch durch die immer wieder veränderbare, magnetische Fixierung der Gegenstände auf der Leinwand wird die Handschrift der Künstlerin zum Angebot einer Komposition, ein status quo zwischen Zufall und Zeichen, der unterschiedlichen Maßstäben gehorcht. Außerdem entstehen die Bildkompositionen nun im Horizontalen: Flach auf den Boden gelegt, entspricht die Leinwand einem Bodensegment, einer Schreibtischoberfläche oder einem Reisbrett und wird erst im späteren Prozess aufgerichtet zum Tafelbild. Diese Arbeitsweise ist ursprünglich am Scanner entstanden, wo Suse Bauer unterschiedliche Papier und Pappe-Arrangements zu Collagen eingescannt und ausgedruckt wieder zu Wandbildern gewandelt hat. Die Bildoberfläche als „flatbed“ zu bezeichnen (Leo Steinberg benutzt diesen Begriff zu Robert Rauschenberg in „Other Criteria“ und bezieht sich dabei auf das Flachbett der Druckerpresse) ist seit der Postmoderne Mittel gewesen, um zu beschreiben, wie Künstler die bildtragende Oberfläche anders als einen Illusionsraum verwenden: als Flächen auf denen verschiedene Informationen angeordnet und sortiert werden können. Auch die Schreibtisch-Metapher des Computers als Desktop hat diese Vorstellung der Bildfläche aufgegriffen, sodass unsere Sehgewohnheiten sich angepasst haben an eine Vorstellung des monochromen Flachbetts als Benutzeroberfläche zum Sortieren von Information. Die Arrangements von Suse Bauer wandeln diese um in eine künstlerische Geste, die trotz eines Bedürfnisses nach Sortierung keine eindeutige Lesart ergeben kann.
In diesem Zusammenhang werden am 8.April von 18-19 Uhr zwei aufeinanderfolgende Führungen angeboten. Der Archäologe Kay-Peter Suchowa, der bis Juni am Hopfenmarkt die Fundamente des alten Stadtwalls und der ersten Nikolaikirche ausgräbt und der Philosoph Roger Behrens, der sich mit der kritischen Theorie sowie mit der Ästhetik der Postmoderne beschäftigt, werden jeweils ihre Sicht auf die Ausstellung teilen.
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