Kunst nach der Krise?
Johannes M. Hedinger & Torsten Meyer (Hg.), ›What’s next? Kunst nach der Krise. Ein Reader‹, Kulturverlag Kadmos (2013)
Freunde aus dem All
Der Fischer-Verlag in Frankfurt am Main, der u. a. auch die ›Dialektik der Aufklärung‹ und die Schriften Sigmund Freuds im Programm hat, gab vor einigen Jahrzehnten auch heraus:
Gottfried Herberts, ›Begegnungen mit Außerirdischen – Freunde aus dem All helfen uns‹.
Das war 1977 – das Jahr, in dem ›Never Mind the Bollocks, Here’s the Sex Pistols‹ erscheint, Crass sich gründen und Ernst Bloch im hohen, würdigen Alter in Tübingen stirbt. Ende Februar 1977 trat Jimmy Carter seine Präsidentschaft an. Irgendwann soll er mal gesagt haben und wird mit diesen Worten zitiert: »Ich lache nicht über Leute, die behaupten, ein UFO gesehen zu haben. Denn ich habe auch eines gesehen.« (S. 2) Für Gottfried Herberts ist damit die Zeit gekommen, in der »also die Menschheit endlich bereit zu sein scheint, die Existenz außerirdischer Wesen als Tatsache anzunehmen«, weshalb es nun auch möglich sei, »dieses Phänomen vorurteilslos, ohne Angst und frei von Klischees ins Auge zu fassen« (S. 2).
Klasse Geschichte Bewusstsein. Was bleibt?
Am 30. März 2015 erscheint im hochgeschätzen Verbrecher Verlag: Hanno Plass (Hg.), ›Klasse Geschichte Bewusstsein. Was bleibt von Georg Lukács’ Theorie?‹.
Positionen zur Technik, Technikentwicklung, Technikkritik …
Folgende Positionen lassen sich unterscheiden:
a) Technik an sich ist positiv, identisch mit dem Fortschritt der Menschheit. – Unglücksfälle, Katastrophen etc. sind auf menschliches Versagen zurückzuführen, das heißt durch den technischen Fortschritt selbst abzustellen, indem das Ziel ist, den fehlbaren Menschen durch die unfehlbare Technik zu ersetzen – aber im Sinne des Menschen … Beispiel: Atomkraft ist an sich unproblematisch und nur durch unsachgemäße Handhabung oder niedere Interessen (Atombombe, Krieg) problematisch.
Moses Hess
Volker Weiß, ›Moses Hess. Rheinischer Jude, Revolutionär, früher Zionist‹, Greven Verlag: Köln 2015, 240 S. mit 25 Abb., hardcover.
Ästhetik des Widerstands, Politisierung der Kunst. Notiz
Walter Benjamin forderte in seinem Aufsatz ›Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit‹ von 1936 gegen die Ästhetisierung der Politik eine Politisierung der Kunst. Welche Kunst und welche Politik waren damit gemeint? Benjamin stellte die Forderung zu einem Zeitpunkt, zu dem klar sein musste, dass die künstlerischen Avantgarden wie auch die emanzipatorische Linke gleichermaßen gescheitert waren: von den Versprechen der bürgerlichen Gesellschaft korrumpiert, vom Faschismus, Nationalsozialismus, aber auch Stalinismus vernichtet, schien sich unter Bedingungen des Terrors jede politische wie ästhetische Form der Kritik theoretisch wie praktisch zerschlagen zu haben. Und zwar nicht zuletzt deshalb – mithin ist das die dialektische Volte in Benjamins Postulat –, weil die Ästhetisierung der Politik eine Politisierung der Kunst tendenziell unmöglich macht.
In der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, ab Ende der vierziger Jahre und dann vor allem seit den Fünfzigern, finden sich dennoch zahlreiche Versuche, diese Politisierung der Kunst umzusetzen (mit unterschiedlichsten Ansprüchen und Vorstellungen von dem, was »Politisierung« und was »Kunst« bedeutet; zum Beispiel: Abstrakter Expressionismus, Pop-Art, oder der Antiformalismus des Sozialistischen Realismus sind hierfür paradigmatische Entwicklungen). Als »Politisierung der Kunst« entsteht jetzt eine so genannte Gegenwartskunst – als konstitutives Segment der fortgeschrittenen Kulturindustrie, und damit als integrales Moment der Ästhetisierung der Politik. Überdies verdichtet sich in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts die Ästhetisierung der Politik zur ›Gesellschaft des Spektakels‹; und gegen diese kann eine Politisierung der Kunst nur in der doppelten Aufgabe gefasst werden: als Aufhebung von »Politik« wie »Kunst« gleichermaßen. Mehr noch: die Ästhetisierung der Politik und die Politisierung der Kunst konvergieren. Die Gegenwartskunst ist das Spektakel.