Die Soldatenmatrix

»… Beweis für die Soldatenmatrix: Das Persönliche ist gegenüber dem Gesellschaftlichen zweitrangig.« – Robi Friedman, S. 8

»Wenn man aus einem Hinterhalt zum Angriff übergeht und der Befehl gegeben wird, dass alle aufstehen und zum Feind stürmen sollen, folgen dann alle gleich? Es scheint banal – aber nein. Es formieren sich immer dieselben Ersten, Zweiten und noch eine dritte Reihe, je langsamer man aufsteht und vielleicht auch vorsichtiger ist. Ich habe mich oft gefragt: ›Wer ist denn gesünder?‹« – Robi Friedman, S. 9

Bereits 2018 erschienen – und nun, ein Jahr später, ist beachtlich: das Schweigen über dieses wichtige Buch.

Friedman gelingt nicht weniger als eine Aktualisierung und Reformulierung von Freuds ›Massenpsychologie und Ich-Analyse‹ (sozusagen als Ich-Psychologie und Gruppenanalyse).

»Ich behaupte, nicht nur die delegierten Uniformträger sind Soldaten, sondern die Soldatenmatrix betrifft alle Rollen in der Gesellschaft, die den Krieg möglich machen. Alle – Frauen, Kinder und Alte, die ganze menschliche Umgebung sowie deren psychisches und physisches Erleben im Krieg – sind Teil einer Soldatenmatrix … Braucht man [für die Soldatenmatrix] einen Staat, der seinen Habitus hat, wie dies Norbert Elias (1989) dachte, oder reichen Angst, Hass und eine »Wahrheit« aus?« – Robi Friedman, S. 9

Verlagsankündigung:
»Das Konzept der Soldatenmatrix beschreibt psychosoziale Konstellationen, die in Gesellschaften stattfinden, die von Krieg und Gewalt geprägt sind. Existenzielle Ängste, hierarchische Strukturen von Befehl und Gehorsam und Bedürfnisse nach Ruhm und Ehre führen zu einer Überidentifikation mit Positionen der Macht. Aggressionshemmende Gefühle wie Scham, Schuld und Empathie verlieren an Bedeutung. Hiervon sind nicht nur ehemalige Soldaten betroffen, sondern ein »soldatenhaftes Selbst« nimmt Einfluss auf alle Rollen und Beziehungen in der Gesellschaft.
Robi Friedman versammelt im vorliegenden Band Beiträge zu seinem Konzept der Soldatenmatrix und zu den Themen Gruppenanalyse, Erinnerungsarbeit, Traumerzählung und Pathologie als Beziehungsphänomen. Er stellt verschiedene therapeutische Ansätze zur Bearbeitung emotionaler Schwierigkeiten vor, wobei der Fokus stets auf der Beziehung zwischen Individuum und Gruppe liegt.«

(Ausführliche Besprechung folgt, rb | Nov. 2019.)

Robi Friedman, ›Die Soldatenmatrix. Und andere psychoanalytische Zugänge zur Beziehung von Individuum und Gruppe‹, Gießen 2018, 137 S. brosch.

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