
Das freie Radio in der verwalteten Welt
Der Rundfunk als Kommunikationsapparat ist ein Apparat der verwalteten Welt – in aller medialen Ambivalenz einer Dialektik der Aufklärung: Das Radio ist eine Propagandamaschine, aber auch ein Gerät der Subversion; das Radio stellt Öffentlichkeit als Ideologie her – und irritiert diese Öffentlichkeit, attackiert die Ideologie. Die verwaltete Welt ist dadurch charakterisiert, dass die Politik bzw. das Politische aus …

Zur Ästhetik des Widerstands
Von den Achtzigern über die Neunziger und Nuller bis heute hat sich die politische Linke in eine Kulturlinke, schließlich ein als »links« verbrämtes Segment der Allgemeinkultur aufgelöst. Aus der radikalen Linken, die sich in den Achtzigern, weil kulturell ungebildet und mit den historischen Aufgaben überfordert, kunst- wie alltagsästhetisch an Politmythen und Agitationsphantasmen der späten 1920er und 1930er orientierte (nicht zuletzt eben auch rückgekoppelt an Literatur wie Weiss’ ›Ästhetik des Widerstands‹) ist eine auf den Dancefloors alternativer Clubs glücklich-hedonistisch zu sich selbst gekommene Restlinke geworden; verstrickt in privatistische Streitereien um Befindlichkeiten und Beleidigungen ist daraus eine Restrestlinke hervorgegangen – und das ist: eine radikale Linke, die faktisch inexistent ist. Hier zu bestreiten dazuzugehören, ist, um es mit Seven of Nine zu sagen, irrelevant und zwecklos: Es interessiert einfach nicht.
Das ergibt heute insofern grundsätzlich eine andere Situation als in den Achtzigern und selbst noch Neunzigern, weil nicht einmal mehr – was ja das große Thema schon in den Dreißigern war und eben von Peter Weiss in der ›Ästhetik des Widerstands‹ aufgegriffen wird – ein Scheitern der Linken konstatiert werden kann: Es gibt gegenwärtig keine Linke, die Scheitern könnte. Als in Rostock-Lichtenhagen 1992 das Sonnenblumenhaus brannte, musste sich die in den Achtzigern offensiv gestärkte Antifa eine Defensive eingestehen, als Ohnmacht und Machtlosigkeit gleichermaßen gegenüber deutschen Erwachsenen, die deutsche Jugendliche dafür beklatschten, in nachgerade Siegesfeierlaune Menschen mit Brandsätzen abzufackeln, und angesichts einer Täter zunächst nicht wahrnehmenden, dann Täter schützenden Staatsgewalt. Mit aller Energie allerdings versuchte die Antifa sich zu behaupten, auch in der Organisation von Solidarität. Nötig war dafür ein neuer, dritter Begriff von Politik / des Politischen, quer stehend sowohl zur staatlichen Politik als auch zum Politischen im Sinne einer gesellschaftlichen Bindungskraft; zurückgegriffen werden konnte dabei auf das Politikverständnis der Achtziger, wonach »politisch sein« synonym gesetzt wurde mit »links sein«. Gekoppelt war das wiederum an die popkulturell verallgemeinerte Parole des Feminismus, dass das Private das Politische sei und vice versa.

Hallenbaduniversität
November 2015
Thema: Begriffe und Bilder der Gewalt Zur Einführung: Noch einmal eine kleine Erinnerung an den Pop, an die Popmusik 1965 und überhaupt: Im und als Pop erweiterte Kulturindustrie seit den 1960er Jahren. Es geht um Gewalt; genauer: um den Status, nämlich Begriffe und Bilder der Gewalt im … … Zeitalter der Extreme (Hobsbawm). … Zeitalter des Exterminismus (Thompson). …

Der Soundtrack der Republik
Es folgt noch eine ausführliche Rezension. Hier jedenfalls schon einmal der Hinweis: Wer aus der bevorstehenden Festtagszeit einen roten Advent machen möchte und die Musik dazu sucht, findet sie hier: V/A, ›Spanien im Herzen – Lieder des Spanischen Bürgerkrieges‹, 7-CD/1-DVD Box mit Begleitbuch, hg. und Text von Jürgen Schebera, Bear Family Records 2014. Mehr: hier. (19)

Der Widerspruch der Kunst
Ist Kunst von Gebrauchsprodukten, Kitsch und Reklame nicht mehr zu unterscheiden oder kann sie immer auch ein »Anderes« gegenüber der Gesellschaft darstellen? Den Umgang mit den Widersprüchen, denen die Kunst unausweichlich ausgesetzt ist, untersuchen die elf Beiträge des vorliegenden Sammelbandes und geben dabei Auskunft über das Verhältnis von Kunst und Gesellschaftskritik in der Kulturindustrie.

Zurück zum Beton
»Wohnen« ist heute weniger eine räumliche Funktion, sondern vielmehr eine individuelle Haltung, die den architektonischen wie sozialen Raum überhaupt erst herstellt: das verlangt ein Individualitätstypus, der sich erst in den 1980er Jahren im Zuge der als postmodern bezeichneten gesellschaftlichen Wandlungsprozesse herausbildete; ein Individualitätstypus indes, der zunächst noch relativ speziell und disparat konfiguriert war, sich aber vor allem dann seit den Nullern mit den alten, zumal familiären Rollenmodellen verkoppelte und allgemein wurde. Zunächst war dieser Individualitätstypus durch zwei Extreme gekennzeichnet, die sich allerdings in ihren Wohnvorstellungen ähnlich waren, wenn auch mit vollkommen entgegengesetzter sozialer Orientierung: Das eine Extrem ist der Yuppie, der Young Urban Professional, der Anfang der Achtziger die urbane Bühne betrat; das andere Extrem ist der autonome Hausbesetzer.

Wintersemester 2015 / 2016: Stadtluft macht krank!
HCU WS 2015 / 2016: Stadtluft macht krank! (The Sane City) In diesem Seminar geht es um Gesundheit und Krankheit im städtischen Raum. Die Stadt als Ort der medizinischen Norm, der Gesundheitskontrolle, der Seuchen, der Aussätzigen; die Stadt als Ort der Anstalten und Hospitäler; die Stadt als Lebensraum und Ort des Sterbens; die Stadt als Ort der Gesundheitsbewegung, …