Buchumschläge in der Weimarer Republik

Eine ausführliche Rezension dieses fulminanten Bandes folgt.

Jürgen Holstein hat ein seit langem geplantes Projekt umgesetzt und präsentiert mit seiner Sammlung grafisch wie typografisch wegweisender wie auch exzeptioneller Buchumschlagsgestaltung (Gestaltung, die sich freilich oft in den Büchern fortsetzt) nicht nur ein entscheidendes Kapitel der Design- und Mediengeschichte, sondern bringt einen Abschnitt der Moderne zur Beleuchtung, in dem Gesellschaft sich in einem dramatischen Umbruch befand. Der reaktionäre Ausgang – NS, Weltkrieg, Auschwitz – ist bekannt und wirft seine düsteren Schatten bis in die jüngste Gegenwart. Mittlerweile zur unterirdischen Geschichte geworden sind indes die emanzipatorischen Weltveränderungsversuche, die wirkliche Bewegung, die in den – für Weimar so genannten – »goldenen Zwanzigern« noch virulent war.
Die von Holstein nicht bloß katalogisierten, sondern kritisch kommentierten Buchumschläge sind Zeugnis davon – nicht zuletzt auch, weil sie Inhalte eben nicht einfach verhüllen, und auch nicht bloß marktgerecht illustrieren, sondern zur Anschaulichkeit verstärken.

Das beginnt mit dem Umschlag von Walter Benjamins ›Einbahnstraße‹, 1928 erschienen; komplett oben links auf dem Holstein-Band zu sehen, erstreckt sich die Collage von Sasha Stone über den Buchrücken bis auf die Rückseite – wie das Original.

Nicht nur, weil solche Bücher (und damit auch Holsteins Buch selbst) noch immer aktuell – auch und trotz E-Book-Zeiten – am Material mit konkretem Weltbezug demonstrieren, was jemand wie Comenius zweieinhalb Jahrhunderte zuvor mit religiösem Weltbezug als Bücher Gottes deutete (nachzulesen in ›Der Weg des Lichts‹, 1642 und 1668), muss dieser großartiger Band unbedingt empfohlen werden: als Geschenk, für andere oder für einen selbst.

Wie gesagt: eine ausführliche Besprechung folgt, auch in der Radiobücherkiste (im Dezember 2015, Extrasendung).

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