Visionen,
Entwürfe,
Gebautes

(Ein fulminantes Kompendium, unverzichtbar für den Einblick und Überblick, wenn es um Stadt, um ihre Geschichte und Utopie im zwanzigsten Jahrhundert geht. Lampugnani beleuchtet das in allen Facetten: »Visionen, Entwürfe, Gebautes« – so der Untertitel.
Begründet steht »Visionen am Anfang«, denn die Stadt im zwanzigsten Jahrhundert ist vor allem das, auch wo sie in Stein, Straßen und Strukturen realisiert wurde – ein System von Visionen.
Die Geschichte ist immer wieder neu zu schreiben, weil die herrschende Erzählung, die gemeinhin »Geschichte« genannt wird, unvollständig ist, nur die halbe Wahrheit und deshalb keine: Es ist eben, wie Benjamin schon, dem katastrophischen Zenit des zwanzigsten Jahrhundert zustrebend, bemerkte, nur eine leere, homogene Zeit, aus der die Geschichte besteht, wie wir sie kennen, wie sie uns nahe gebracht wird.
Diese leere Zeit wird nun gefüllt mit diesen und jenen Ereignissen. Einzelhistorien entstehen, die als Kultur- oder Kunstgeschichte formieren. Das sind Bildergeschichten der Kunst, der Kultur, in denen die Geschichte aber doch bilderlos bleibt. Wenn Benjamin sagt, Geschichteschreiben heißt, Jahreszahlen ihre Physiognomie geben, dann muss man dort beginnen, wo der historische Zeitraum sich am konkretesten – gegen alle Herrschaft der Abstraktion – manifestierte: Nirgends deutlicher lässt sich die Physiognomie einer Epoche ablesen als an den Bauten, mit und in denen Menschen leben.)

Die beiden Bände werden noch ausführlich vorgestellt, Band I und Band II zudem jeweils separat besprochen. (rb, 7|2016)

Vittorio Magnago Lampugnani, ›Die Stadt im 20. Jahrhundert. Visionen, Entwürfe, Gebautes‹, 2 Bände im Schmuckschuber, Wagenbach: Berlin 2010, 640 farb. Abb., 907 S. brosch.

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