
Tonspurensuche
Als Blochs Hauptwerk ›Das Prinzip Hoffnung‹ in drei Bänden 1954, 1955 und 1959 erscheint, konstituiert sich eine neue Kultur, die sich programmatisch auf die Zukunft richtet: Ausgehend von der (britischen) Pop-Art entwickelt sich die Popkultur (initiale Ausstellung in London 1956: ›This is Tomorrow‹); Musik – Rock ’n’ Roll, Soul, ergo Popmusik – wird schnell zur neuen Leitkunst. In Blochs Philosophie schimmert einiges an Motiven durch, die sich auch im Pop und der Popmusik wiederfinden lassen – zumindest wenn man sich drauf einlässt, diese Motive auch zu finden, zumal in Hinblick auf das Grundmotiv Hoffnung. Mithin ist dieses Sich-Einlassen gerade deshalb möglich, weil das Verhältnis von Bloch und Pop mehr als disparat bleibt – ja, tatsächlich haben Bloch und Pop wenig miteinander zu tun (gehabt), schließlich gar nichts, was die Popmusik angeht. Der Beitrag versucht allerdings nichtsdestotrotz Ernst Blochs Philosophie, auch Musikphilosophie, mit Pop und Popmusik zusammenzubringen – oder wenigstens zusammen zu hören.

Kunst Spektakel Revolution N°5
Gerade aus dem Druck kommt:
Arbeitsgruppe Kunst und Politik im Bildungskollektiv (Hg.),
›Kunst Spektakel Revolution #5. Zum Verhältnis von Kunst, Politik und radikaler Gesellschaftskritik‹.
Wie immer in konsequenter Gestaltung von: Julian Krischker, Schroeter und Berger (Berlin).
Erschienen im Katzenberg Verlag: Hamburg 2016, ISBN: 978-3-942222-07-5.
Format: 29,71 x 21,01 cm, 112 Seiten, brosch.

Bild und Gedanke
Gerade erschienen: Gerhard Schweppenhäuser (Hg.), ›Bild und Gedanke. Hermann Schweppenhäuser zum Gedenken‹, Springer VS: Wiesbaden 2017. Darin mein Beitrag ›Radikale Aufklärung‹, S. 43–50. (176)

Postfunktionalistischer Urbanismus
und gelebter Raum
Heinz Paetzold hatte sich über die Jahrzehnte auch Hamburg als gelebten Raum erschlossen, mochte es, durch die verschiedenen Zonen der hanseatischen Innenstadt zu flanieren, liebte ausgedehnte Spaziergänge an der Alster oder am Elbufer entlang. Mit seinen Erkundungen setzte er gleichsam fort, was Jahrzehnte zuvor Ernst Cassirer, Aby Warburg oder Martha Muchow in und an Hamburg entdeckten, bevor auch hier der nationalsozialistische Terror losschlug; die Spuren, die hier noch zu finden sind, aktualisierte Paetzold mit seinem Programm einer transzendentalkritischen Kulturphilosophie, an der er seit den späten neunzehnhundertsiebziger Jahren arbeitete.
(Editorische Notiz zu zwei Texten von Heinz Paetzold.)

Der Widerspruch der Kunst
Ist Kunst von Gebrauchsprodukten, Kitsch und Reklame nicht mehr zu unterscheiden oder kann sie immer auch ein »Anderes« gegenüber der Gesellschaft darstellen? Den Umgang mit den Widersprüchen, denen die Kunst unausweichlich ausgesetzt ist, untersuchen die elf Beiträge des vorliegenden Sammelbandes und geben dabei Auskunft über das Verhältnis von Kunst und Gesellschaftskritik in der Kulturindustrie.

Dialektik im Stillstand
Walter Benjamins materialistische Kulturphilosophie expliziert den Versuch, die kapitalistische Gesellschaft, wie sie sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts darstellte, aus der spezifischen Logik des Modernisierungsprozesses des 19. Jahrhunderts heraus freizulegen. Das 20. Jahrhundert offenbarte schon in seinen ersten Jahrzehnten die barbarische Gewalt eines »Zeitalters des Exterminismus« (Edward P. Thompson); im Schatten des Ersten Weltkrieges, des Kolonialismus und der politischen Reaktion kündigte sich bereits der faschistische Terror an. Benjamin bestimmte die Ursachen in der spezifischen gesellschaftlichen Konstellation, den Ungleichzeitigkeiten, mit denen sich die Warenwirtschaft im 19. Jahrhundert durchsetzte: Paris erschien ihm aus besonderen Gründen als »die Hauptstadt des XIX. Jahrhunderts«; denn hier konzentrierten sich die widersprüchlichen Kräfte, die ökonomischen, politischen, technischen, kulturellen und sozialen, die mithin die Antagonismen der bürgerlichen Gesellschaft im Kern charakterisieren – dazu gehört auch die nur im Widerspruch realisierte Idee der Bildung. Auch wenn Benjamin keine systematische Bildungstheorie formuliert hat, sind seine kritischen kulturphilosophischen Explikationen bildungstheoretisch zu lesen und methodisch fruchtbar zu machen als Werkzeuge zur Analyse und Kritik gegenwärtiger Bildungsprozesse. In diesem Sinne spricht Benjamin selbst vom »pädagogischen Vorhaben« in seinem Passagen-Werk und präzisiert den Begriff der Bildung in seiner Bildbedeutung mit einem Zitat Rudolf Borchardts: »Das bildschaffende Medium in uns zu dem stereoskopischen und dimensionalen Sehen in die Tiefe der geschichtlichen Schatten zu erziehen.« (Benjamin)

Krise und Illusion. Zur Philosophie der Massenkultur
»Es ist unwidersprechlich: es mangeln der Massakultur unsers Geschlechts und der einzig möglichen Massabehandlung derselben wesentliche Fundamente, deren festes, gesichertes Dasein die Individualkultur desselben wesentlich anspricht und ansprechen muss. – Mehr noch: Sie, die Massakultur unsers Geschlechts, ruht als solche wesentlich auf Fundamenten, die den Ansprüchen unserer Individualkultur unwidersprechlich entgegenstehen. Die Massakultur und mit ihr die wesentlichen Formen und Gestaltungen des gesellschaftlichen Zustands gehen unwidersprüchlich überwiegend von den Ansprüchen unsers Fleisch und Blutes aus.« Diese Sätze des Bildungstheoretikers Johann Heinrich Pestalozzi von 1823 gehören zu den ersten Zeugnissen, in denen von Massenkultur die Rede ist. Seine Sorge über Mangel und Mängel der Massenkultur akzentuiert bereits das für das Bürgertum des 19. Jahrhunderts symptomatische Verhältnis zur Kultur: Die Massenkultur sei in ihrer Entwicklung und Wirkung von einer höheren Kultur grundsätzlich zu unterscheiden; die Massenkultur bedeute eine Gefahr für die höhere Kultur, habe ihren Ursprung in niederen Trieben und Bedürfnissen, und führe kaum zur Verbesserung des Menschen.

Klasse Geschichte Bewusstsein. Was bleibt?
Am 30. März 2015 erscheint im hochgeschätzen Verbrecher Verlag: Hanno Plass (Hg.), ›Klasse Geschichte Bewusstsein. Was bleibt von Georg Lukács’ Theorie?‹.