Kann Gesellschaft Gestaltung (verändern)?
Die Frage ist: Kann Gestaltung Gesellschaft verändern?
Es ist die erste Jahresfrage, die das »projekt bauhaus« auslobte (für das Jahr 2015).
Eine Tagung hat stattgefunden, es wurde vorgetragen und diskutiert. Beiträge und Ergebnisse der Debatte sind jetzt Thema der Ausgabe 222 von ›Arch+‹, der ›Zeitschrift für Architektur und Städtebau‹.
Benjamin und Brecht
Besprechung folgt, Buch erscheint im Frühsommer … (rb, 3|2016) Das Buch beim Verlag: hier. (57)
Postfunktionalistischer Urbanismus
und gelebter Raum
Heinz Paetzold hatte sich über die Jahrzehnte auch Hamburg als gelebten Raum erschlossen, mochte es, durch die verschiedenen Zonen der hanseatischen Innenstadt zu flanieren, liebte ausgedehnte Spaziergänge an der Alster oder am Elbufer entlang. Mit seinen Erkundungen setzte er gleichsam fort, was Jahrzehnte zuvor Ernst Cassirer, Aby Warburg oder Martha Muchow in und an Hamburg entdeckten, bevor auch hier der nationalsozialistische Terror losschlug; die Spuren, die hier noch zu finden sind, aktualisierte Paetzold mit seinem Programm einer transzendentalkritischen Kulturphilosophie, an der er seit den späten neunzehnhundertsiebziger Jahren arbeitete.
(Editorische Notiz zu zwei Texten von Heinz Paetzold.)
Schönheit als Glücksversprechen
Das Schöne und das Erhabene sind die beiden Schlüsselbegriffe der neuzeitlichen Ästhetik, die sich seit Baumgarten im philosophischen Diskurs etabliert hat. Vor allem mit dem Begriff des Schönen verband sich aufs Engste die Idee des Guten und Wahren, die das Bürgertum schließlich in Wirklichkeit umsetzen wollte: in der Schönheit sollte die in die Welt gesetzte Vernunft anschaulich werden. …
The Political Sphere
in Art Practices
The website project »The Political Sphere in Art Practices« is offering key findings, which were gained from interviews that artist Martin Krenn conducted with experts of the field of social practice art. The interviewees are Grant Kester, Margit Czenki, Christoph Schäfer, Roger Behrens, Neala Schleuning, Mary Jane Jacob, Gregory Sholette and Nora Sternfeld.
The project provides an interactive dialogical platform constructed as a modular system of questions, answers and categories. It serves as an artistic research tool for artists, critics, academics and other people interested in the subject. Krenn offers a meditative and contemplative way of discussing art theory and art practice.
Funktionalismus gestern
In der kapitalistischen Klassengesellschaft ist der Funktionalismus von Anfang an mit dem Widerspruch behaftet gewesen, sofern nach seinen Maßgaben versucht wurde, eine Gesellschaft zu funktionalisieren, die strukturell gar nicht funktionalisierbar ist.
Zur Ästhetik des Widerstands
Von den Achtzigern über die Neunziger und Nuller bis heute hat sich die politische Linke in eine Kulturlinke, schließlich ein als »links« verbrämtes Segment der Allgemeinkultur aufgelöst. Aus der radikalen Linken, die sich in den Achtzigern, weil kulturell ungebildet und mit den historischen Aufgaben überfordert, kunst- wie alltagsästhetisch an Politmythen und Agitationsphantasmen der späten 1920er und 1930er orientierte (nicht zuletzt eben auch rückgekoppelt an Literatur wie Weiss’ ›Ästhetik des Widerstands‹) ist eine auf den Dancefloors alternativer Clubs glücklich-hedonistisch zu sich selbst gekommene Restlinke geworden; verstrickt in privatistische Streitereien um Befindlichkeiten und Beleidigungen ist daraus eine Restrestlinke hervorgegangen – und das ist: eine radikale Linke, die faktisch inexistent ist. Hier zu bestreiten dazuzugehören, ist, um es mit Seven of Nine zu sagen, irrelevant und zwecklos: Es interessiert einfach nicht.
Das ergibt heute insofern grundsätzlich eine andere Situation als in den Achtzigern und selbst noch Neunzigern, weil nicht einmal mehr – was ja das große Thema schon in den Dreißigern war und eben von Peter Weiss in der ›Ästhetik des Widerstands‹ aufgegriffen wird – ein Scheitern der Linken konstatiert werden kann: Es gibt gegenwärtig keine Linke, die Scheitern könnte. Als in Rostock-Lichtenhagen 1992 das Sonnenblumenhaus brannte, musste sich die in den Achtzigern offensiv gestärkte Antifa eine Defensive eingestehen, als Ohnmacht und Machtlosigkeit gleichermaßen gegenüber deutschen Erwachsenen, die deutsche Jugendliche dafür beklatschten, in nachgerade Siegesfeierlaune Menschen mit Brandsätzen abzufackeln, und angesichts einer Täter zunächst nicht wahrnehmenden, dann Täter schützenden Staatsgewalt. Mit aller Energie allerdings versuchte die Antifa sich zu behaupten, auch in der Organisation von Solidarität. Nötig war dafür ein neuer, dritter Begriff von Politik / des Politischen, quer stehend sowohl zur staatlichen Politik als auch zum Politischen im Sinne einer gesellschaftlichen Bindungskraft; zurückgegriffen werden konnte dabei auf das Politikverständnis der Achtziger, wonach »politisch sein« synonym gesetzt wurde mit »links sein«. Gekoppelt war das wiederum an die popkulturell verallgemeinerte Parole des Feminismus, dass das Private das Politische sei und vice versa.