Geschichte,
Fortschritt,
Subjekt
Survival of the fittest: das ist Überleben durch Anpassung. Erst die Moderne bringt gesellschaftliche Verhältnisse hervor, durch die das von Spencer formulierte und für Darwins Theorie gemeinte Evolutionsgesetz ausgehebelt ist: Anpassung sichert nicht mehr das Überleben. An die durch den Gang des Fortschritts bedingten Zustände von Elend, Armut und Hunger kann sich kein Mensch mehr anpassen; der Kapitalismus, der den Menschen als Naturverhältnis gegenübertritt, hat die als Überlebensfähigkeit geübten Anpassungen in gesellschaftliche Leistungen und Zwänge des Konformismus übersetzt, die den Menschen permanent mit Integration und Desintegration bedrohen. Selbst die Möglichkeit der ideologischen Anpassung ist obsolet; es gibt keinen garantierten Schutz der Tarnung mehr, sich durch Unterordnung und Mitmachen im Alltagsgeschehen durch Unauffälligkeit versteckt zu halten. Ebenso dort, wo die Zivilisation sich gegen ihren unmittelbaren Umschlag in Barbarei behauptet, in der so genannten westlichen Welt, bietet sie keine Sicherheit zu überleben. Das heißt mithin, dass die auch Zivilisation keinen Maßstab mehr darstellt, mit dem sich Geschichte, ein geschichtliches Ziel oder ein geschichtlicher Fortschritt begründen ließe.
Widerstand, Ästhetik, Peter Weiss
* * * Oskar Negt: »… Wie gehen wir mit der geschichtlichen Erbmasse unseres Jahrhunderts um, die so tief in unsere Gegenwart hineinragt, dass wir alle darum bemüht sein müssten, das 20. Jahrhundert in unserem Kopf, ja auch in unserer Psyche noch einmal zu wiederholen, um Materialien für eine Durcharbeitung zu suchen.« Wolfgang Fritz Haug: »Für mich hatte …
Rock-Buch,
Pop-Geschichte,
Comic
Herve Bourhis, der französische Zeichner, hat fünfzig Jahre Popgeschichte in ein Bilderalbum verwandelt: ›Das kleine Rock-Buch‹, passend im Singleformat, erzählt Geschichte als Comic. Kaum wurde das berücksichtigt (deswegen hier schon einmal der Hinweis; ausführliche Rezension folgt!): Bourhis ›Rock-Buch‹ eröffnete eine ganze Reihe von großen Rock- und Pop-Historiografien; eine Auswahl sei kurz erwähnt: • Peter Wicke, ›Rock und Pop: …
Hiroshima.
6. August 1945 – 8 Uhr 15
Es gehört zu perfiden Dialektik des Fortschritts, dass man sich über die zerstörerische Sprengkraft der Atombombe in den Vereinigten Staaten sehr wohl im Klaren war, gleichwohl aber keine Erkenntnisse über die verheerenden Auswirkungen der radioaktiven Strahlungen hatte. Die Atombombe ist die Waffe, die die Logik des Krieges in jenem Zeitalter bezeichnet, in dem ökonomische Effizienz und Leistung alle …
Barfuß durch Hiroshima
Als am 6. August 1945, um 8:15 Uhr morgens sechshundert Meter über Hiroshima die Atombombe detonierte, war der damals sechsjährige Keiji Nakazawa einen guten Kilometer vom Hypozentrum entfernt in der Schule. Im Schutz einer Betonmauer überlebt Nakazawa die grausame Hitzewelle, die über die japanische Großstadt hinwegfegt. Sein Vater, sein jüngerer Bruder und seine ältere Schwester kamen ums Leben. …