Widerstand, Ästhetik, Peter Weiss

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Oskar Negt: »… Wie gehen wir mit der geschichtlichen Erbmasse unseres Jahrhunderts um, die so tief in unsere Gegenwart hineinragt, dass wir alle darum bemüht sein müssten, das 20. Jahrhundert in unserem Kopf, ja auch in unserer Psyche noch einmal zu wiederholen, um Materialien für eine Durcharbeitung zu suchen.«
Wolfgang Fritz Haug: »Für mich hatte Peter Weiss’ ›Ästhetik des Widerstands‹ genau diese Bedeutung, eigentlich das einzige …«
Oskar Negt: »… ja, das einzige große Werk zu sein, in dem noch einmal die Gebrochenheiten, diese starren, miteinander nicht vermittelten Materialmassen des 20. Jahrhunderts präsentiert werden, um Rohstoff werden zu können für Arbeitsprozesse. Und wir sehen am Ende dieses Jahrhunderts mit staunendem Blick, was für Massen an psychischen Energien, an Gedanken, an Theorien, an Träumen in diesem Jahrhundert bewegt worden sind.«
(›Ende der Nachkriegszeit – Ende des Antifaschismus?‹, Oskar Negt im Gespräch mit Wolfgang Fritz Haug, in: ›Das Argument. Zeitschrift für Philosophie und Sozialwissenschaften‹, Nr. 200, 35. Jg. / Heft 4, Juli / August 1993, S. 535)
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