Kommunismus für Kinder
Ernst Bloch: »Wo Hoffnung ist, ist auch Religion; nicht gilt freilich, in Ansehung der von Himmel und Obrigkeit verhängten Religion, die Umkehrung: Wo Religion ist, ist auch Hoffnung. Vielmehr geht genau von der menschlichen Hoffnung, der mit besserem Novum verbündeten, die stärkste Kritik gegen re-ligio als repressive, regressive Rück-Bindung aus; gegen hoch droben fertig Vorgesetztes, zum Unterschied von …
Arbeit ist mein Hobby
Eine Radiosendung im Nachmittagsprogramm, bei der eine Firma vorgestellt wird, zumeist ein mittelständischer Kleinbetrieb. Ein paar Mitarbeiter sind eingeladen, vielleicht noch die Chefin oder der Chef. Ein Radioteam ist vor Ort, der Moderator stellt belanglose Fragen (wie es denn so sei, im Betrieb und überhaupt: ob alle zufrieden seien, ob alle Spaß hätten; alle sagen: »Ja!«, prima Betriebsklima, …
Zur Ästhetik des Widerstands
Von den Achtzigern über die Neunziger und Nuller bis heute hat sich die politische Linke in eine Kulturlinke, schließlich ein als »links« verbrämtes Segment der Allgemeinkultur aufgelöst. Aus der radikalen Linken, die sich in den Achtzigern, weil kulturell ungebildet und mit den historischen Aufgaben überfordert, kunst- wie alltagsästhetisch an Politmythen und Agitationsphantasmen der späten 1920er und 1930er orientierte (nicht zuletzt eben auch rückgekoppelt an Literatur wie Weiss’ ›Ästhetik des Widerstands‹) ist eine auf den Dancefloors alternativer Clubs glücklich-hedonistisch zu sich selbst gekommene Restlinke geworden; verstrickt in privatistische Streitereien um Befindlichkeiten und Beleidigungen ist daraus eine Restrestlinke hervorgegangen – und das ist: eine radikale Linke, die faktisch inexistent ist. Hier zu bestreiten dazuzugehören, ist, um es mit Seven of Nine zu sagen, irrelevant und zwecklos: Es interessiert einfach nicht.
Das ergibt heute insofern grundsätzlich eine andere Situation als in den Achtzigern und selbst noch Neunzigern, weil nicht einmal mehr – was ja das große Thema schon in den Dreißigern war und eben von Peter Weiss in der ›Ästhetik des Widerstands‹ aufgegriffen wird – ein Scheitern der Linken konstatiert werden kann: Es gibt gegenwärtig keine Linke, die Scheitern könnte. Als in Rostock-Lichtenhagen 1992 das Sonnenblumenhaus brannte, musste sich die in den Achtzigern offensiv gestärkte Antifa eine Defensive eingestehen, als Ohnmacht und Machtlosigkeit gleichermaßen gegenüber deutschen Erwachsenen, die deutsche Jugendliche dafür beklatschten, in nachgerade Siegesfeierlaune Menschen mit Brandsätzen abzufackeln, und angesichts einer Täter zunächst nicht wahrnehmenden, dann Täter schützenden Staatsgewalt. Mit aller Energie allerdings versuchte die Antifa sich zu behaupten, auch in der Organisation von Solidarität. Nötig war dafür ein neuer, dritter Begriff von Politik / des Politischen, quer stehend sowohl zur staatlichen Politik als auch zum Politischen im Sinne einer gesellschaftlichen Bindungskraft; zurückgegriffen werden konnte dabei auf das Politikverständnis der Achtziger, wonach »politisch sein« synonym gesetzt wurde mit »links sein«. Gekoppelt war das wiederum an die popkulturell verallgemeinerte Parole des Feminismus, dass das Private das Politische sei und vice versa.
Gestern wurde ich Idiot
Nach ›Morgen werde ich Idiot‹ erscheint bei Nautilus im Oktober die nächste Flugschrift von Dany: ›Schneller als die Sonne. Aus dem rasenden Stillstand in eine unbekannte Zukunft‹.
Schöne neue Welt (3)
Zunächst nur ein kurzer Empfehlungshinweis auf diese Aufsatzsammlung: Ulrich Ruschig & Hans-Ernst Schiller (Hg.), ›Staat und Politik bei Horkheimer und Adorno‹, Nomos Verlagsgesellschaft: Baden-Baden 2014, 230 S. brosch.
Behaviorismus als Sozialtechnologie
»Der Behaviorismus ist eine Marionettenpsychologie, die von dem Drahtzieher nichts wissen will.« – Ulrich Sonnemann, ›Gangarten einer nervösen Natter bei Neumond. Volten und Weiterungen‹, Frankfurt am Main 1988, S. 10. Ein sehr zu empfehlendes Buch, Besprechung folgt. (4|2015, rb) (39)