Papier
Der Klang des Scheiterns der Moderne

Der Klang des Scheiterns der Moderne

So wie die Moderne in der Malerei vielleicht mit Cézanne und in der Literatur gewiss mit Charles Baudelaire beginnt, so beginnt sie in der Musik etwa mit Gustav Mahler. Der Maler Paul Cézanne – er lebte von 1839 bis 1906 – gehörte zu den französischen Impressionisten; wie Pissarro, Monet oder Manet ging auch Cézanne mit der Kunst ins …

»Das muffige Geschwür ›Etüde‹.« – Adornos Träume

»Das muffige Geschwür ›Etüde‹.« –
Adornos Träume

»Das muffige Geschwür ›Etüde‹.« – Adorno, aus einem Traum Frankfurt am Main, Juli 1965, ›Traumprotokolle‹, S. 80. Am 26. Juni 1960 notiert Theodor W. Adorno während eines Aufenthaltes in Wien: »In der vorletzten Nacht träumte ich: es hätte an einem Tag tiefste Nacht geherrscht, zum ersten Mal seit Erschaffung der Welt wäre die Sonne nicht aufgegangen. Es hätte …

»Die Welt nicht mehr verstehen« – Jean Améry

»Die Welt nicht mehr verstehen« – Jean Améry

Améry war der erste fast und über Jahre der einzige, der den Antisemitismus nach Fünfundvierzig politisch skandalisierte; er dürfte der einzige gewesen sein, bis zu seinem Freitod 1978, der überhaupt den Antisemitismus in der Linken zum Thema machte – und aufs schärfste verurteilte.

Wahrheit und Methode

Wahrheit und Methode

»Nur weil du paranoid bist, heißt das nicht, dass du hinter anderen her sein musst.« (11)

Mode, Wiederkehr, Nachgeschichte (II)

Mode, Wiederkehr, Nachgeschichte (II)

(Besprechung folgt, rb, 8|2015) (16)

Denkschrift an die Lebenden über den Tod, der sie beherrscht, und die Zweckmäßigkeit, sich seiner zu entledigen

Denkschrift an die Lebenden über den Tod, der sie beherrscht, und die Zweckmäßigkeit, sich seiner zu entledigen

Von Vaneigem, dem alten Situationisten und Textrebellen, wäre durchaus mehr zu erwarten gewesen als dieses Buch, das in der französischen Originalausgabe von 1990 Adresse aux vivants sur la mort qui les gouverne et l’opportunité de s’en défaire heißt und eben im Deutschen auch hätte heißen können: „Denkschrift an die Lebenden über den Tod, der sie beherrscht, und die Zweckmäßigkeit, sich seiner zu entledigen“, nun aber appellativ, und damit dem Duktus entsprechender, übersetzt wurde als: An die Lebenden! Eine Streitschrift gegen die Welt der Ökonomie. Wollte man das Buch mit den Arbeiten Guy Debords vergleichen – ein Vergleich, der sich nicht nur durch den Situationisten-Bezug ergibt, sondern auch durch die versprochene kritische Schärfe gegen Ökonomisches –, dann ist es leider nicht die Verwandtschaft zur Gesellschaft des Spektakels, sondern eher die Kryptik und bisweilen Verstiegenheit, die sich etwa in Debords Schrift Panegyrikus findet, die sich zur – stilistischen und inhaltlichen – Analogie anbietet.

Die Ordnung der Dinge

Die Ordnung der Dinge

Wir leben wohl in einer Welt, die uns auf merkwürdige Weise kaum überrascht, die uns überraschend unmerkwürdig begegnet: zweifellos haben die technologischen Fortschritte, die in den letzten zwei Jahrzehnten in unsere alltägliche Umwelt Einzug gehalten haben, zu Änderungen von Erfahrungs- und Wahrnehmungsweisen geführt. Doch hat Automatisierung und Technifizierung offenbar weit weniger Verständnis vom Menschen abverlangt, als Zivilisationskritiker zunächst dachten; vielmehr bricht die Technik herein, als sei ihren Platz im Alltagsleben schon längst reserviert gewesen. Das mag auch deshalb sein, weil eben das gegenwärtige Verhältnis zu den Dingen weit vor der Verwirklichung der letzten technologischen Entwicklungsschritten technisch-instrumentell vorbereitet war: Verdinglichung hieß das einmal. (Text von 1999.)