Frühjahrstrimester 2020: Das Kapital im 21. Jahrhundert lesen? Historische Grundlagen und aktuelle Probleme einer materialistischen Erziehungswissenschaft

HSU
FT 2020:
Das Kapital im 21. Jahrhundert lesen? Historische Grundlagen und aktuelle Probleme einer materialistischen Erziehungswissenschaft

›Das Kapital‹ gilt als Hauptwerk von Karl Marx (1818–1883); sechs Bände zur Kritik der politischen Ökonomie waren zunächst geplant, die Großstudie aber in ihrem ursprünglichen Entwurf nicht fertig gestellt. Ein frühes, auf sieben Hefte verteiltes Ma- nuskript, geschrieben zwischen Oktober 1857 und Mai 1858, fertigte Marx an, um seine Ideen zu ordnen. Das Konvolut von Aufzeichnungen, das von Marx selbst nicht zur Veröffentlichung bestimmt war, wurde erst 1939 bis 1941 in Moskau unter dem Titel ›Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie (Rohent- wurf)‹ publiziert. 1859 erscheint in Berlin – mit großen P ge- schrieben: ›Zur Kritik der Politischen Oekonomie. Erstes Heft‹; Marx plante eine Heftserie, um seine Forschungen zu einem er- schwinglichen Preis einem großen Publikum zur Verfügung zu stellen – als Fortsetzung fertigte er von August 1861 bis Juli 1863 auf 23 Hefte verteilt Aufzeichnungen an (insgesamt 1.472 Seiten), in denen er seine Überlegungen zur Kritik der Politischen Öko- nomie unter diesem Titel weiterzuentwickeln versuchte (neben allgemeinen Ergänzungen ging es um den Produktionsprozess des Kapitals und Theorien über den Mehrwert).
Ein weiteres Heft der geplanten Serie ›Zur Kritik der Politi- schen Oekonomie‹ ist allerdings nie erschienen. Karl Marx ver- wirft seinen Plan und schreibt von August 1863 bis Dezember 1865 einen neuen Entwurf – nun unter dem Titel ›Das Kapital. Kritik der politischen Oekonomie‹; drei Bände sollen es werden, im Januar 1866 beginnt er die Druckfassung des ersten Bandes fertigzustellen.
Wenn von Marx’ ›Kapital‹ die Rede ist, meint man meistens den ersten Band, der 1867 in Hamburg erscheint; Friedrich En- gels veröffentlicht posthum die beiden weiteren Bände; ebenfalls posthum erscheinen die ›Theorien über den Mehrwert‹.
Mit seiner Kritik der politischen Ökonomie wie überhaupt mit seiner Theorie hatte Marx auch einen großen Einfluss auf die Pädagogik, Erziehungswissenschaft und Bildungstheorie – und heute? Welche Bedeutung hat Marx, hat die Marxsche Theorie, schließlich der Marxismus – in seinen (sehr) unter- schiedlichen Ausprägungen – heute für die Theorie und Praxis von Erziehung und Bildung? Um diese Fragen zu untersuchen, sollen die historischen Grundlagen der Marxschen Theorie ebenso wie und aktuelle Probleme der Erziehungswissenschaft, vor der sich noch immer (irgendwie) auf Marx beziehenden Er- ziehungswissenschaft diskutiert werden.
Versucht werden soll dabei, einen Überblick sowohl über die zentralen Begriffe der Marxschen Theorie als auch über die ver- schiedenen Entwicklungen des Marxismus zu bekommen.
Das Seminar ist ein Lektüre-Seminar: Voraussetzung für die erfolgreiche Seminarteilnahme ist, sich mit den zu diskutieren- den Texten vertraut zu machen.

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