Herbsttrimester 2019:
Subjekt und Situation. Die eigene Geschichte als Bildungsprozess

HSU – Herbsttrimester 2019
Subjekt und Situation. Die eigene Geschichte als Bildungsprozess

Wie werden wir, wer wir sind? Antworten auf diese Frage bieten Theorien der Sozialisation; dabei ist nicht nur der Begriff der Sozialisation umstritten, sondern auch das, was mit dem Begriff (in unterschiedlicher Weise) bezeichnet wird. Überdies haben sich die fachlichen Eingrenzungen der Sozialisationstheorien – obwohl an ihnen festgehalten wird – als beschränkt erwiesen; das betrifft auch die Pädagogik, in deren Bereich klassischerweise Theorien der Sozialisation fallen, und zwar selbst dort, wo sie im weitesten Sinne auf idealistische wie materialistische Bildungsphilosophie zu rekurrieren beansprucht. Eine Erweiterung der Sozialisationstheorien durch einerseits Soziologie, andererseits Psychologie hat sich als fruchtbar erwiesen, was etwa an den Resultaten der Kindheits- und Jugendforschung seit dem Zweiten Weltkrieg deutlich wird. Verändert hat sich überdies auch der »alltägliche«, »individuelle« Blick auf Sozialisation: Der Wunsch, die eigene Lebensgeschichte möglichst unabhängig und frei zu gestalten, gehört zur modernen Idee des Individuums (und schließlich zu den verfassungsmäßig garantierten Rechten). Nicht zuletzt mit Blick auf eigene Erfahrungen, sollen Begriff, Theorien und Probleme der Sozialisation im Seminar diskutiert werden; pädagogisch bleibt die Diskussion aber orientiert an der Frage: ob Bildung bzw. ob der Bildungsprozess nicht doch etwas anderes als Sozialisation, vielleicht sogar etwas der Sozialisation Entgegengesetztes meint …

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