Sommersemester 2006: Paragone

Der Paragone – Der Wettstreit der Künste – Bauhaus-Universität Weimar, Fakultät Gestaltung (Bereich Ästhetik)
Leonardo da Vinci ordnete die Musik der Malerei unter. Dem geht eine Trennung der Kunstgattungen einher, die auch für die Entwicklung der modernen philosophischen Ästhetik entscheidend werden sollte: Spätestens mit Hegel ist es üblich, die Künste in ihrer gesellschaftlichen Funktion und Bedeutung in eine Hierarchie zu bringen. Vor Hegel hatte Lessing den Paragone genannten Wettstreit der Künste für das Verhältnis von Theater und Plastik diskutiert – sein Beispiel: Laokoon. Dies wird im 20. Jahrhundert wieder aufgenommen, etwa von Clement Greenberg, der 1940 einen Beitrag programmatisch ›Towards a Newer Laocoon‹ nennt. Nun sei die Musik die vorherrschende Kunst. Ohnehin scheint im 20. Jahrhundert die Frage nach dem Wettstreit der Künste und der Leitkunst neu gewichtet werden zu müssen: Fotografie, Film, Comics – überhaupt die populären Künste sind heute an dem Paragone beteiligt. Auch Design und die Mode kommen freilich hinzu. Läuft nun der Wettstreit der Künste auf – wie Adorno es vermutete – eine ›Verfransung der Künste‹ hinaus, oder wird der Streit als bloßes Scheingefecht fortgesetzt? Ist in Zeiten der Popkultur der Paragone überhaupt noch ein Problem? – Mit diesen Fragen wollen wir uns anhand von unterschiedlichen Texten und Beispielen auseinandersetzen.

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