Wintersemester 2003·2004: Crime, Silence, Disappearance

Crime, Silence, Disappearance – Thoughts and Memories in Contemporary Art / Verbrechen, Verstummen, Verschwinden. Gedenken und Gedächtnis in der Gegenwartskunst – zusammen mit Naomi Tereza Salmon; Bauhaus-Universität Weimar, Fakultät Gestaltung (Master of Fine Arts – MfA)
Zeit: Mittwochs 10.00 bis 12.00 Uhr, Beginn: 15. Oktober 2003, Mfa-Räume

Angesichts des geschichtlichen Terrors, der das 20. Jahrhundert überschattet, versagen auch die Darstellungsmöglichkeiten der Künste. Gleichzeitig scheint es einzig in den Künsten noch die Mittel zu geben, das Verbrechen, das im Holocaust seine vorläufige Kulmination fand, überhaupt beredt werden zu lassen und einen Ausdruck zu geben. Doch in welcher Weise muss Kunst dabei auch ihre eigne Verstrickung in die Logik des Verbrechens reflektieren? Inwiefern kann sie sich davor schützen, das Verbrechen bloß naiv und plakativ abzubilden und subjektivistisch zu interpretieren? Und droht nicht auch der Kunst ein Missbrauch als Denkmalpflege, eine Vereinnahmung, um schließlich in der Musealisierung des Terrors ihn vergessen (und schließlich vergesslich) zu machen?
Ein halbes Jahrhundert später steht die Kunst noch immer vor demselben Problem; gleichwohl sind in der bildenden Kunst, der Musik, dem Film, in Comics und der Literatur zahlreiche Versuche unternommen worden, das Dilemma zu durchbrechen. Dabei erweisen sich insbesondere solche Ansätze als interessant, die gegen ein Verstummen der Kunst und gegen ein Vergessen des Verbrechens das Kunstwerk bewusst zum Verschwinden bringen.
In diesem Seminar wollen wir die theoretische Diskussion einer Ästhetik nach Auschwitz anhand von einigen Beispielen der Gegenwartskunst und eigenen Arbeiten sowie Texten versuchen zu konkretisieren, um so eine kritische Position zur nach wie vor aktuellen Frage von Gedenken und Gedächtnis zu entwickeln.

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