Sommersemester 2005: Popgeschichte

Popgeschichte. Zur Ästhetik und Historisierung der Gegenwartskultur – Bauhaus-Universität Weimar, Fakultät Gestaltung (Bereich Ästhetik)
In diesem Seminar wollen wir uns mit der spezifischen Entwicklung der Popkultur in den neunziger Jahren beschäftigen. Die Neunziger sind das Jahrzehnt nach der Postmoderne; sofern die Postmoderne auch ein mögliches Ende der Geschichte diskutierte, muss gefragt werden, ob die Neunziger als nachgeschichtliches Jahrzehnt verstanden werden können: Es ist das erste Jahrzehnt, das popkulturell wesentlich durch Wiederholungen vergangener Moden geprägt wurde, kaum durch das für die bisheriger Kulturgeschichte so wichtige ›Neue‹. Diesbezüglich spricht man von Retrophänomenen, die allerdings von einem bemerkenswerten ›New Historicism‹ unserer Gegenwartskultur begleitet werden: Die Neunziger sind auch das erste Jahrzehnt, in dem die Geschichte der Popkultur geschrieben, Popkultur historisiert wurde.
Anhand von diesen Retrophänomenen und anderen exemplarischen Entwicklungen der Popkultur der neunziger Jahre soll versucht werden, sich verschiedene Begriffe der Geschichtstheorie anzueignen. Ist das hegelsche Fortschrittsgeschichte? Haben wir es hier mit einer nietzscheanischen Wiederkehr des Gleichen zu tun? Ist das benjaminsche Dialektik im Stillstand? Ist das das blochsche Multiversum? Ist das Lyotards Ende der Meta-Erzählungen und Patchwork der Minderheiten? Sind das Deleuzes und Guattaris Rhizome? Warum war die These vom Ende der Geschichte so sehr mit einer Reformulierung der Ästhetik verbunden? Und was bedeutet das für uns, die wir weitestgehend in den Neunzigern kulturell sozialisiert wurden?

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